Guten Morgen in die Runde,
bin gerade beim Arrangieren eines Chorsatzes und komme mit der Darstellung einer Glissando-Zeichnung nicht weiter. Bisher fand ich zwar die Schlangenlinie für Arpeggio-Akkorde, aber z. B. für einen Chorsatz, wo eine (oder mehrere Stimmen gleichzeitig) von c´ nach f´ glissandieren sollen. Die Schlangenlinie wird beim Abspielen von capella im Klang gar nicht berücksichtigt.
Wer kann mir bitte helfen?
Danke vorab und Grüße
Matthias
Antworten
Moin Matthias,
wenn Du eine Arpeggio-/Glissandoschlange einsetzt, ist sie erst einmal nur für die Stimme gültig, an der Du sie verankert hast, Markiere die Schlange und setze ihre Gültigkeit, je nach dem, wie Du die entsprechenden Zeilen verbunden hast, auf "Zeile", "Geschweifte Klammer", "Eckige Klammer" oder "Ganzes System"; dann klappt's auch mit dem Vorspiel.
Viele Grüße, Klaus
Nachtrag: Ein Glissando ist leider nicht vorspielbar, meine Beschreibung bezieht sich lediglich auf Arpeggio...
Tja, mit Arpeggio hab ich kein Problem, s. o.
Viellicht ist das was für capella 10. ich frag mal bei Martin Sturm an
Moin Klaus,
so einfach, wie Du das beschrieben hast, geht´s leider nicht. Habe mal eine Datei beigefügt, mit der kannst Du gern probieren. Ich habe die Gültigkeit der beiden Schlangenlinien auf "Zeile" gesetzt, aber es ist beim Abspielen nichts zu hören. Was mach ich falsch?
VG MatthiasGlissando.capx
Hallo Matthias,
das Glissando zu notieren ist sicher nicht dein Problem. Tipp: Für ein Glissando die Schlangenlinie idealerweise an Anfang- UND Endnote verankern (wie bei Bindebögen auch). Dann wird sie von der Autoplatzierung automatisch korrekt ausgerichtet.
Das Vorspiel der cap-tune kann (im Gegensatz zum Arpeggio) noch nicht mit Glissandos umgehen. Das ist leider auch nicht trivial, weswegen ein entsprechender Feature-Wunsch ein dickes Brett werden dürfte. Kurz für dich erklärt:
Alle (virtuellen) Instrumente, die capella ansteuern kann (MIDI, SoundFont, VST) nehmen Steuerbefehle entgegen, die sich immer auf diskrete Töne beziehen. Quasi funktionieren sie alle wie ein Klavier mit einer Taste für jeden Ton. Die kann man z.T. nach dem Anklingen noch nachträglich in der Tonhöhe anpassen (Pitch-Bend), aber dabei bleibt technisch im Hintergrund im ein Ton als Ausgangston bestehen.
Bei einem Glissando bewegt sich eine Stimme aber stufenlos über einen weiten Bereich. Bei manchen Instrumenten wird das durch eine Folge von Zwischentönen erzeugt (wie beim Klavier, wenn mann mit dem Daumen über die Tasten gleitet). Bei Violine oder der menschlichen Stimme erfolgt ein wirklich gleitender Übergang. Diesen Klangeindruck überhaupt in Samples (also den Bausteinen eines virtuellen Instruments) zu pressen ist ein kompliziertes Unterfangen. Ich kenne nur die Vienna Symphonic Library, wo Toningenieure das überhaupt versuchen. Zu Preisen, die den einer capella-Vollversion übertrifft - für ein einzelnes Instrument! Das Ansteuern ist dann das nächste Problem (man müsste dem Tongenerator die Information geben "spiele ein Glissando vin Ton 1 zu Ton 2" - und das für jede Kombination aus zwei Tönen (mit den Tonlängen dazu)...
cap-tune könnte alternativ eine Näherungslösung fahren: einfach schnell alle Tonleitertöne dazwischen kurz anspielen. Aber das wirft Folgeprobleme auf: die Töne der chromatischen Tonleiter oder der diatonischen Tonleiter, die gerade gilt? Soll der zeitliche Abstand der Einzeltöne exakt gleich groß sein, oder soll er Rücksicht auf das Metrum nehmen? Und auch wenn man alle diese Fragen beantwortet klingt es trotzdem wie eine schnell gesungene oder gespielte Tonleiter und nicht wie ein Glissando.
Das heißt erstmal: Du machst nichts falsch, captune kann das schlicht (noch) nicht. Aktuell würde ich mich allerdings scheuen, dafür einen Feature-Wunsch einzustellen, denn auf viele Fragen, die mir dazu einfallen, habe ich selbst keine leichte Antwort.
Sicher stellt dich die Antwort nicht zufrieden, aber vielleicht verstehst du, warum captune ein Glissando bisher noch nicht adäquat wiedergeben kann.
Wenn du Ideen hast, wie man meine Fragen oben am sinnvollsten beantworten kann, sind deine Vorschläge hier herzlich willkommen. Vielleicht seh ich da auch einfach nur etwas kompliziert...
Beste Grüße,
Martin
Lieber Martin,
danke für Deine ausführliche Antwort mit den "Hintergrund"-Infos. Ich hab da vollstes Verständnis dafür. Klar, wer will als User schon mehrere hundert Euro für zwei Töne ausgeben.
Vielleicht sind ja die hauseigenen Abbreviatur-Balken dafür geeignet. Je nach Anzahl erklingt ein- bis 5mal derselbe Ton. Man könnte ggf. neben dem Abbr.-Feld der Balken-Anzahl dann eine Möglichkeit für die Auswahl der zu spielenden Töne setzen. Selbst bei nur einem Balken ertönt jetzt 3x derselbe Ton. Wenn man jetzt z. B. als 1. Ton c´ eingibt und als 2. Ton d´, als 3. Ton e´ usw. Ob das möglich ist? Damit könnte man capella "überlisten". In die Spalte der selbst zu wählenden Töne könnten u. U. von C bis a´´´´ chromatisch alle Töne wählbar sein. Vielleicht kann man ja auch ein Script dazu schreiben. Es gibt doch viele Scriptschreiber, die sich des Problems mal annehmen könnten.
Ich habe davon leider null Ahnung. Ich habe im Berufsleben schon mal Makros für Word geschrieben; das wäre ähnlich.
Mich wundert, dass den Wunsch bisher kein notenschreibender Chorleiter geäußert hat, obwohl Glissandi mittlerweile zum Standard der populären Musik gehören.
Vielleicht habe ich Dir mit meinen obeigen Ausführungen ja einen Tipp gegeben, wie es gehen könnte. Es würde mich echt sehr freuen, wenn sich da irgendwas bewegen könnte.
Ich hänge die kleine Datei mit den Abbr.-Balken mal mit dran.Glissando.capx
Viele Grüße
Matthias
Hallo Matthias,
Deine Idee klingt erst einmal überlegenswert. Einen solchen Trick kannst du auch von Hand herstellen (siehe Anhang): Alle Noten zwischen Start- und Zielton eingeben und dann eine irreguläre Teilung so setzen, dass das Glissando in die gewünschte Länge passt (im Beispiel ist es eine 32tel-11-ole geworden. Mit kleinen unsichtbaren Noten lässt sich das dann optisch brauchbar gestalten (zweite Zeile). Um die Notation noch "richtig" zu machen, müsste man die Viertelnote unsichtbar machen und eine grafische halbe Note drübersetzen, damit die Anzahl der Zählzeiten wieder passt.
Das kann man natürlich prinzipiell in ein Plugin packen. Aber vielleicht helfen dir die manuellen Schritte schon, um dein konkretes Problem zu lösen.
Viele Grüße, Martin
Glissando_11-ole.capx
Lieber Martin,
danke für Deine Antwort. Dein Vorschlag klingt ja echt gut; die Notenwerte müssten nur noch 2 Balken schneller sein. ich habe bei Deiner Beispieldatei mal 1/64stel und einmal 1/128stel zugrunde gelegt. Letzteres ist echt zu schnell. Mit den 1/64steln kann ich mich gut arrangieren.
Wir haben doch in der Community unzählige Script-Schreiber. Das wäre doch mal eine sinnvolle Aufgabe. Da können sie u. U. einen Wettbewerb veranstalten und wer das beste Script hat, bekommt einen goldenen Violinschlüssel...
Viele Grüße
Matthias
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Hallo Matthias,
das freut mich, dass du eine für dich brauchbare Lösung gefunden hast. Was die Programmierung eines Makros angeht, möchte ich deine Erwartungen ein wenig dämpfen: Es sind nicht ganz unzählige Skriptschreiber, sondern eher eine Handvoll Enthusiasten, die ihre Freizeit in die Entwicklung von Skripten stecken. Ein solches Makro wäre sicher eine sinnvolle Sache, aber nicht unbedingt "einfach gemacht". Allein anhand deiner Anforderungen (wann startet das Glissando am Ausgangston, wie schnell erreicht es den Zielton etc.) siehst du, wie viele Parameter ein solches Plugin abfragen und berücksichtigen muss. Ein Wettbewerb finde ich eine schöne Idee.
Viele Grüße,
Martin
Hallo Martin,
schön, wenn ich ein wenig die Script-Schreiber herausfordern kann. Schon klar, dass ein solches Glissando-Script nicht aus der Hand zu schütteln ist. Vielleicht lobt ja das Team von capella einen Preis für das schönste Script aus? Oder doch ein Zusatz für capella 10? Nicht nur ich würde mich freuen.
Viele Grüße
Matthias